Stärkung des Netzes der
traditionellen
Maya-Hebammen Guatemalas

Projektlaufzeit: 1.12.2021 – 30.11.2022

Volumen: 54 000 Euro

Finanzierung: 50 000 Euro durch das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) und 4 000 Euro Eigenmittel Verein Motz' Maya


Das Projekt mit BMSGPK

Im November 2021 bekamen wir als Verein Motz´Maya die erfreuliche Zusage der
Projektfinanzierung vom Bundesministerium Soziales, Gesundheit, Pflege und
Konsumentenschutz (BMSGPK). Im Dezember 2021 begannen unsere Projektpartner – die
Mayaorganisation Asindi Rex WE – mit der Implementierung.


Übergabe von Rucksäcken, die im Rahmen dieses Projekts vom BMSGPK finanziert wurden.

Kurzbeschreibung

Weltweit sehen sich indigene Völker (auch “First Nations“) mit großen Hürden bezüglich der Ausübung ihrer Menschenrechte konfrontiert. Durch strukturelle Diskriminierung sind sie in den Bereichen wie Einkommen, Gesundheit oder Bildung benachteiligt. Ganze indigene Kulturen sind durch soziale und Umweltfaktoren von der Ausrottung bedroht – vom Klimawandel über den Verlust ihrer traditionellen Gebiete und ihres traditionellen Wissens; ihrer Länder, Territorien, Ressourcen, Sprachen und Praktiken.

Laut dem Zensus von 2018, hat Guatemala eine Bevölkerung von 14.9 Millionen Einwohner*innen, von denen sich 6.5 Millionen (43.75%, inoffizielle Schätzungen liegen beträchtlich höher) als indigene Völker der Maya, Garífunas (afrodescendientes), Xincas und Ladinos definieren. Es gibt 24 indigene Gruppen in Guatemala, von denen 22 Mayavölker sind: Achi’, Akateco, Awakateco, Chalchiteco, Ch’orti’,Chuj, Itza’, Ixil, Jacalteco, Kaqchikel, K’iche’, Mam, Mopan, Poqomam, Poqomchi’, Q’anjob’al, Q’eqchi’, Sakapulteco, Sipakapense, Tektiteko, Tz’utujil, Uspanteko, Xinka y Garífuna. Die Daten des Zensus sowie Studien zeigen auf, dass eine sehr große Ungleichheit zwischen Indigenen und Nicht-Indigenen in Guatemala existiert. Vor allem in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Arbeit und Einkommen klafft der Status auseinander, wobei indigene Frauen in allen Kategorien am schlimmsten betroffen sind. 

Das Projekt zur Unterstützung der traditionellen Mayahebammen

Die traditionellen Maya Hebammen Guatemalas sehen sich mit enormen Herausforderungen konfrontiert. Sie üben diesen Beruf aufgrund einer Berufung als traditionelle Heilerinnen aus. Sie lernen in erster Linie von anderen traditionellen Hebammen, und nur wenige von ihnen erhalten auch von staatlicher Seite eine Ausbildung in westlicher Medizin, oder können sich basismedizinisches Gerät leisten. Die traditionellen Hebammen stellen ihre Gesundheitsdienste der zum großen Teil sehr armen und oft unterernährten indigenen Bevölkerung unentgeltlich zur Verfügung. Leider erkennt der Staat Guatemala die existierenden indigenen Gesundheitssysteme noch immer nicht wirklich an, obwohl die traditionellen Hebammen rund 70% Prozent der vorgeburtlichen Betreuung, der Geburten und nachgeburtlichen Betreuung von Gebärenden und Säuglingen, sowie Beratung rund um die Familienplanung im ländlichen Raum übernehmen. Guatemala besitzt einen Reichtum an indigenem Wissen, aber die Arbeit der Maya Hebammen wird noch immer nicht entsprechend wertgeschätzt.

Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen berichtete 2021 über Guatemala, dass die Regierung den traditionellen Hebammen Unterstützung aufgrund der COVID-19 Pandemie versprochen hatte, aber das Hilfsmaterial vielfach nicht ankam. Die wichtige Rolle der indigenen Hebammen als “Kämpferinnen an der COVID-19 Front“ wurde explizit hervorgehoben, sowie ihre zentrale Rolle bei der Information der Bevölkerung über die COVID-19 Prävention in den Mayasprachen, sowie ihre Rolle im Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit, wie auch zur Prävention der häuslichen Gewalt. Von der Regierung werden sie mit diesen wichtigen Aufgaben fast vollkommen allein gelassen. Mit ihrer Arbeit gehen sie sowohl ein gesundheitliches als auch ein politisches Risiko ein.

Das vom BMSGPK finanzierte Projekt unterstützt ihre Arbeit auf zwei Ebenen:

  • Einerseits mit der Übergabe von 90 „Hebammenrucksäcken“ (mochilas de salud), die basismedizinische Ausrüstung für eine hygienische Geburtenbetreuung enthalten und sie so effektiv bei ihrer Arbeit unterstützen. Dieses Projekt wurde bereits 2015 als Kooperation der Vereine Motz Maya (Österreich) und Asindi Rex We (Guatemala) begonnen. Wir unterstützen die Arbeit der traditionellen Hebammen seit 2015 ehrenamtlich. Insgesamt konnten nun mit der Finanzierung des BMSGPK 90 und davor 50 Hebammenrucksäcke übergeben werden.
    Wir kommen so einer Forderung der Hebammen selbst nach, die diesen Rucksack als für sie praktisches Mittel selbst entworfen haben. Einerseits wird das notwendige medizinische Material sehr hochgeschätzt, andererseits bedeutet es die – von staatlicher Seite weitgehend ignorierte - Anerkennung ihrer wichtigen Funktion für die Gemeinschaft.

  • Um gleichzeitig auch nachhaltig auf das offizielle Gesundheitssystem einzuwirken, werden Treffen mit dem Büro des guatemaltekischen Gesundheitsministeriums mit der „Abteilung für indigene Völker und Interkulturalität“ abgehalten. Dabei wird es um die Umsetzung der „Nationalen Politik der Hebammen der vier Völker: Maya, Garifuna, Xinca und Ladina 2021-25“ im nationalen Budget gehen. Dieses Gesetz wurde maßgeblich von unserer guatemaltekischen Partnerorganisation Asindi Rex We durch die Ausarbeitung der „Ruta Critica para la elaboración de la Politica Nacional de Comadronas“ mitentwickelt. Sie führten von Seiten der Maya die notwenigen Verhandlungen mit der damaligen Regierung, um das Gesetz 2015 zu verabschieden. Ziel ist es, die traditionelle Medizin und die westliche Medizin in der Gesundheitsversorgung der Schwangeren, Gebärenden und Neugeborenen zusammenzuführen, und somit die Arbeit der traditionellen Hebammen anzuerkennen. Allerdings bildet sich diese Gesetzesgrundlage noch immer nicht im nationalen Budget Guatemalas ab. Daher wird es in der Anwaltschaftsarbeit um die längst überfällige Umsetzung dieses Gesetzes gehen.